Süchtig nach Verhalten wie Glücksspiel, Social Media und Co.

Nicht nur Drogen können süchtig machen. Man kann auch süchtig nach Verhalten sein. Verhaltensweisen wie Medienkonsum, Sport, Sex, Glückspiel, Pornografie, Arbeit oder Shopping haben Ihr Leben im Griff? Lassen Sie sich bei DigiSucht beraten.

Verhalten kann süchtig machen

Drogen fühlen sich gut an, weil sie die Botenstoffe im Gehirn beeinflussen. Der Konsum fühlt sich dann nach einer Belohnung an. Eine ähnliche Wirkung können auch Verhaltensweisen haben, die nichts mit Substanzkonsum zu tun haben. Einige Beispiele sind Glücksspiel, Videospiele oder Soziale Netzwerke.

Es gibt viele Verhaltensweisen, die zu einer Dopaminausschüttung führen, belohnend wirken und deshalb potenziell süchtig machen können. Das Verhalten kann dann exzessiver werden und den Merkmalen substanzgebundener Abhängigkeit entsprechen.

Beispiel Glücksspielsucht: Betroffene können…

… einen starken Wunsch nach dem Glücksspiel entwickeln.

die Kontrolle darüber verlieren, wann sie spielen und wann nicht.

Entzugserscheinungen haben, wenn sie nicht spielen.

Toleranz entwickeln und deshalb häufiger, länger oder um immer mehr Geld spielen.

… andere Interessen vernachlässigen.

… nicht aufhören, obwohl das Glücksspiel ihnen Probleme bereitet wie Schulden oder Beziehungsprobleme.

Was bei Drogen die Substanzabhängigkeit ist, ist bei Verhaltensweisen die Verhaltenssucht. Bei einer betroffenen Person verändert die Krankheit die inneren Abläufe so, dass sie immer wieder zu dem Verhalten zurückkommen: Sie werden besonders impulsiv, schenken dem Verhalten viel Aufmerksamkeit und bekommen ein starkes Verlangen danach. Außerdem wird die Selbstkontrolle geschwächt, sodass dem impulsiven Drang nach dem Verhalten nicht mehr viel im Weg steht.

Von A wie Arbeit bis Z wie Zocken

Es gibt kaum ein Verhalten, dass keine kritischen Ausmaße annehmen kann. Insbesondere Internetnutzung, Sport, Sex, Glücksspiel, Pornografie, Arbeit und Shopping wird häufig ein hohes Suchtpotenzial zugeschrieben. Viele Verhaltenssüchte sind bisher allerdings nicht als solche anerkannt, obwohl sie weit verbreitet sind.

Sind Sie ein Workaholic? Die Arbeit ist ein integraler Bestandteil des Lebens vieler Menschen, der im Idealfall Spaß machen sollte. Arbeiten kann aber auch exzessiv werden und das Leben dominieren. Freizeit existiert dann real nicht mehr – aus der Angst, unproduktiv zu sein. Die Definition und Diagnose von Arbeitssucht ist nicht einfach. Deshalb wird sie bisher auch noch nicht offiziell als Krankheit gelistet. Dabei weist die Arbeit von circa 10 % der Menschen in Deutschland suchthafte Züge auf.

Auch die Sport- oder Kaufsucht sind bislang nicht offiziell als Krankheiten gelistet, obwohl jeweils 2 % und 5 % der Menschen in Deutschland darunter leiden.

Anders ist es bei Glücksspiel und exzessivem Gaming, die offiziell als Verhaltenssüchte anerkannt sind. In Deutschland leiden 2,3 % der Menschen unter einer Glücksspielstörung. Das entspricht 7,7 % der Personen, die an Glücksspiel teilnehmen. Besonders Spielautomaten und Sportwetten sind riskant. Bei Computerspielen mit sogenannten Lootboxen überschneiden sich teilweise Gamingsucht, Glücksspielsucht und Online-Sucht.

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Von einer computer- oder internetbezogenen Störung sind hauptsächlich jüngere Menschen betroffen. Unter 12- bis 17-Jährigen sind es 8,4 % und 5,5 % unter 18- bis 25-Jährigen.

Auf DigiSucht ist es egal, ob ein Verhalten offiziell als Krankheit anerkannt wird oder nicht. Wenn Sie Redebedarf zu Ihrem eigenen Verhalten oder dem, einer anderen Person haben, können Sie sich hier registrieren und kostenlos, anonym und professionell beraten werden.

Quellen und weitere Informationen:
  • Bundesministerium für Gesundheit. (29.08.2024). Online-Sucht. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/o/online-sucht.html, zuletzt zugegriffen: 16.12.2024.
  • Poppelreuter S (2007) Arbeitssucht – Erholungsunfähigkeit – Pathologische Anwesenheit. In: Weber A, Hörmann G (Hrsg.) Psychosoziale Gesundheit im Beruf. Gentner Verlag, Stuttgart, S 167–183.
  • Schütze, C., Kalke, J., Möller, V., Turowski, T., Hayer T. (2023). Glücksspielatlas Deutschland 2023: Zahlen, Daten, Fakten. Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Arbeitseinheit Glücksspielforschung der Universität Bremen: Hamburg / Hamm / Bremen.
  • Sonnenmoser, M. (2020). Verhaltenssüchte: Prävention von großer Relevanz. Deutsches Ärzteblatt PP 11 (Nov. 2020), 503-505.
  • Van Berk, B., Ebner, C. & Rohrbach-Schmidt, D. (2022). Wer hat nie richtig Feierabend? Eine Analyse zur Verbreitung von suchthaftem Arbeiten in Deutschland. Arbeit, 31(3), 257-282. https://doi.org/10.1515/arbeit-2022-0015
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